Lost Places in Römerberg
In der Nacht vom 24. auf den 25. April 1944 erlebte Mechtersheim schwere Zerstörungen durch einen britischen Bomber. Zehn Wohnhäuser und zahlreiche Scheunen und Ställe brannten vollständig nieder. Auch der Turm und der Dachstuhl der alten, 1879 erbauten evangelischen Kirche brannten lichterloh.


Die neogotische Kirche wird 1877 gebaut, Spenden in Höhe von 5587 Gulden werden gesammelt
Bereits in der Zeit der französischen Verwaltung 1804-1814 wurde der Bau einer Simultankirche für Reformierte, Lutheraner und Katholiken überlegt, was jedoch durch die Kriegswirren und durch die fehlenden Mittel nicht realisiert wurde. Ab 1846 bestanden Bestrebungen für eine eigene protestantische Kirche. Doch es fehlte das Geld. Im selben Jahr wurde eine Kollekte in allen protestantischen Gemeinden der Pfalz und Bayerns für den Kirchenbau in Mechtersheim genehmigt, die 5587 Gulden und 50 Kreuzer einbrachte.
Erst 1864 wurde ein entsprechendes Grundstück in der Schwegenheimer Straße erworben. im Herbst 1877 konnte mit dem Bau begonnen werden. Unter der Leitung des Speyerer Architekten Heinrich Jester entstand eine Kirche “im gothischen Styl entworfen und herrlich ausgeführt”. Schließlich konnte das neue Gotteshaus am 24. November 1879 eingeweiht werden. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 67.700 Mark.
Hier sieht man, wie sich die neue von der alten Kirche unterscheidet (bewege den Regler).
Dir, Kirche meiner Heimat, hold vertraute, Die du im Gluthauch der Verderbensmächte
In Trümmer sankst – o schrecklichste der Nächte!
Auszug aus Gedicht von Pfarrer Imo Schäfer, 1944 (mehr gibt’s hier: Kriegsgedichte zur Kirche von Mechtersheim)
In der Nacht vom 24. auf den 25. April 1944 wurde Mechtersheim bombardiert. Bereits am Morgen des 24. April waren verschiedene deutsche Städte massiv von britischen und amerikanischen Bombern angegriffen und beschädigt worden. Hartwin von Gerichten, verstorbener Metzger und ehemaliger Besitzer der Gaststätte “Zum Stern”, berichtete von dem Geschehen:
“Kurz nach Mitternacht heulten die Sirenen. Fliegeralarm, Feueralarm! Schon gab es eine fürchterliche Detonation, ausgelöst durch eine niedergegangene Luftmine. Gleich darauf fielen Phosphor- und Stab-Brandbomben in ungezählten Mengen auf unser wehrloses Dorf nieder. Angstvolle Menschen und Helfer rannten auf den Straßen umher.”
Glücklicherweise hatte Mechtersheim trotz des Infernos keine Menschenleben zu beklagen. Doch zehn Wohnhäuser brannten vollständig aus.
In der protestantische Kirche, vermutlich von Funkenflug getroffen, brannte der ganze Innenraum. Schließlich erschien auch der Glockenturm wie eine brennende Fackel, die zusammenbrechende Turmhaube stürzte ins Kirchenschiff. Der protestantische Pfarrer Imo Schäfer erfuhr in der Ferne von dem Unglück, er befand sich im Kriegseinsatz. Die Augenzeugin Maria Anna Löffler, die später in Barcelona (Spanien) lebte, schilderte aus der Erinnerung:
„Der Turm der evangelischen Kirche brannte lichterloh. Den Schlüssel hatte der Kirchendiener vorsichtshalber zum Bauern Bohlender neben der Kirche gebracht, aber die hatte es selbst schwer getroffen, keiner hatte Zeit nach der Kirche zu sehen. So konnte sich der Brand ungehindert ausbreiten. Die Wirtschaft zum Pfälzer Hof in der Schwegenheimer Straße gab es nicht mehr. Die evangelische Kirche war eine gespenstische Ruine.“



Eine neue Kirche, dem Frieden gewidmet
Von 1949 bis 1952 errichtete die evangelische Gemeinde in Mechtersheim mit den in der Nachkriegszeit oft begrenzten Mitteln und großer Einsatz- und Spendenbereitschaft ihr neues Gotteshaus. Im Begleitbrief von 1995 zu ihrem Bericht über die erlebte Kriegszeit schreibt die nach Spanien ausgewanderte Mechtersheimerin Löffler: „Europa hat sich seitdem zu seinem Vorteil entwickelt, so dass sich die Jugend diese Zeit nur noch schwer vorstellen kann. Man sollte es aber wissen, um zu vermeiden, dass sich ähnliches wiederholt.“
Die erhalten gebliebene Glocke wurde im Oktober 1995 von Karl Schehlmann und Karl Hufft wieder neu unter dem Turm im Eingangsbereich der Kirche installiert. Sie wird manchmal bei besonderen Gedenkgottesdiensten per Hand geläutet.
Text: Hartwig Humbert, Verein für Heimat- und Brauchtumspflege in Römerberg e.V.