Herbert Adam kam am 20. Oktober 1925 als viertes von fünf Kindern des Zigarrenmachers Franz Adam und dessen Ehefrau Barbara geb. Wilhelm auf die Welt. Das Elternhaus stand in der Offenbacher Straße 18 in Herxheim. Sein drei Jahre älterer Bruder erlernte den Beruf des Bäckers und Herbert machte eine Ausbildung zum Verwaltungsangestellten. Als der 2. Weltkrieg seinen Anfang nahm, war Herbert 13 Jahre alt.
Der 17-jährige Herbert wurde am 15. Januar 1943 zunächst zum Reichsarbeitsdienst (RAD) als sog. Arbeitsmann eingezogen und verblieb dort das übliche halbe Jahr. Noch nicht ganz 18 Jahre alt wurde er am 25. August 1943 zu den Soldaten gerufen, erhielt eine Ausbildung zum Panzergrenadier und wurde dem Grenadier-Regiment 1028 in Bitsch zugeteilt.
Wo Herbert erstmals zum Kriegseinsatz kam, darüber liegen keine „amtlichen“ Daten vor. Auf Grund der zahlreichen Feldpost, die er nach Hause schickte und auf Grund der Historie seiner Einheit, konnte dennoch vieles in Erfahrung gebracht werden. Sicher ist, dass Herberts Regiment auf Befehl des Oberkommandos der Wehrmacht am 22. Januar 1944 nach Italien verlegt wird. Dort hatten die Alliierten im Sommer 1943 Sizilien erobert und im September erste Brückenköpfe auf dem Stiefel-Italien gebildet. Herberts Einheiten kämpften zwischen Ende Januar bis zum Frühjahr 1944 am Brückenkopf Anzio-Nettuno bzw. am Cisterna-Bogen (ca. 100 km südl. von Rom) an der sogenannten „Gustav Linie“ gegen die britisch-amerikanisch-kanadischen Alliierten.
Herberts zahlreiche Briefe an seine Familie geben uns Kunde von seinen Einsatzorten in Italien und von dem Leben als Soldat an der Kriegsfront.

Darin schwärmt er anfänglich von einem „sehr schönen Städtchen am Mittelmeer. Es ist ganz prima hier.“ „Birnen und Pfirsiche“, so schreibt er, „gibt es in rauen Mengen, eine kleine Abwechslung im eintönigen Barrasessen“.
In den Briefen bedankt er sich für die ab und an erhaltenen Päckchen mit Hausmacher Wurst und „Rauchwaren“ von zu Hause und versichert seinen Angehörigen zu deren Beruhigung auch gleich, dass es ihm „immer noch recht gut“ gehe. Großen emotionalen Anteil nimmt Herbert am Schicksal seines an der Ostfront eingesetzten Bruders Walter. „Was schreibt Walter? Geht es ihm auch noch gut?“
Mit seinem Aufenthalt in Italien beginnt für Herbert eine Zeit vermehrter Anspannung. So stellt er gleich in seinem ersten Brief von dort die bange Frage: „Noch ist es ruhig; aber wird es so bleiben?“
In den darauffolgenden Briefen mehren sich Hinweise auf erschwerende Bedingungen seines Frontsoldatenlebens: „Bin sehr beengt im Schreiben, denn wir sitzen hier zu zweit Tag und Nacht in einem Schützenloch. Es ist furchtbar, aber leider nichts zu machen!“ Herbert schreibt von den zufälligen Begegnungen mit anderen Herxheimern (Wassermanns und Bullingers Ernst, Biegards Richard) oder anderen Kameraden aus der Südpfalz, an deren Schicksal er auch regen Anteil nimmt. So berichtet er seine Angehörigen von der schweren Verwundung von Bullingers Ernst, der ein Auge und einen Arm verloren habe.
Auf der Grundlage des Kriegsverlaufes in Italien dürfen wir Herbert ab dem Sommer 1944 in Kämpfe um die sogenannte „Gotenstellung“ (die auf der Höhe von Massa-Carrara und Pesaro von der West- zur Ostküste Italiens verlief) im Einsatz vermuten. Herberts Grenadier-Regiment wurde ab 19. Juli 1944 nördlich des Flusses Esino (etwas nördlich von Ancona) zur Verstärkung der Front innerhalb der „Gotenstellung“ eingesetzt. Dort fanden im Spätsommer 1944 die heftigsten Kämpfe statt, weil die alliierten Truppen auch um den Preis heftiger eigener Verluste dort am intensivsten den Durchbruch durch die „Gotenstellung“ versuchten.
Wohl zu seiner eigenen psychischen Entlastung und um den Angehörigen Sorgen zu nehmen, erhöht Herbert ab Juli 1944 die Frequenz seines Briefwechsels. Vom Monat Juli 1944 liegen allein sieben und aus dem Monat August 1944 fünf weitere Briefe vor. In diesen Briefen werden die Belastungen seines Frontsoldatenlebens noch deutlicher. Er klagt über das heiße Klima in Italien, das ihm nach seiner Versetzung aus dem „fruchtbaren Küstenland an der Adria“ in eine „furchtbar einsame Gegend“ zu schaffen mache. Der quälende Durst sei kaum auszuhalten. „Nichts als Berge und Steine. Kilometerweise kein einziges Haus und demnach auch kein Wasser oder sonstiges Getränk. Den ganzen Tag brennt die Sonne erbarmungslos auf uns herab. Hier gibt es fast nichts an Obst“, so schreibt er nach Hause. Und weiter: „Nach Ruhephasen sei er immer wieder auf dem Weg nach vorne, wo er dann wieder am Feind sei und sich immer wieder erst an das ewige Geschieße gewöhnen müsse. Früher habe er sich dies nicht so vorstellen können, aber jetzt, da er tagtäglich das Beispiel der Grausamkeit dieses Krieges vor den Augen habe und ganz verdreckt und verlaust in Erdlöchern ausharren und von Kaltverpflegung leben müsse, wisse er, was es heißt, im Frontgebiet zu sein.
Wiederholt thematisiert er sein Heimweh., z B. anlässlich des Geburtstages seines Vaters: „Wie schön wäre es, Vater persönlich zu seinem Geburtstag zu gratulieren. Stattdessen sitze ich hier in dem verfluchten Italien im Graben.“ Gleichzeitig versucht er sich immer wieder mit dem Gedanken zu trösten, dass die schweren Zeiten auch irgendwann wieder mal zu Ende und er wieder zu Hause sein könne. „Man muss täglich Gott bitten, dass das hier endlich mal ein Ende finden wird“, fügt er an.
Herbert zeigt sich in seinen Briefen sehr besorgt über die Fliegerangriffe auf seine Heimat im Jahr 1944, über die er informiert ist. „Es ist traurig, dass auch ihr daheim unter diesem Krieg leiden müsst.“ … „Geht ja in den Bunker oder Keller bei Fliegeralarm!“ In seinem letzten Brief vom 3. September 1944 macht er sich auch Sorgen um seine Angehörigen, weil der Feind, „der Tommy“ immer näher an die Reichsgrenze heranrückt. „Werden wir vom Feind überrannt?“, fragt er besorgt. Sarkasmus ist nicht zu überhören, wenn er sich erkundigt, wie sich die Maßnahmen des „totalen Krieges“ zu Hause auswirken und er ironisch hinzufügt: „Überall volle Begeisterung, was?“
Ein Brief von Vater Franz vom 14. Oktober 1944 mit dem Bericht von der Silbernen Hochzeit der Eltern erreichte Herbert nicht mehr. Seit dem 25. September 1944 galt er als vermisst. Er ist nur 19 Jahre alt geworden!
Herberts Vermisstenmeldung erreichte seine Angehörigen erst am 23. Oktober 1944. Zur Trauer um ihn gesellte sich bei Eltern und den drei Schwestern Hiltrud, Rosa und Inge die Sorge um Bruder Walter, der seit 1942 im Einsatz an der Ostfront stand und im November 1943 verwundet worden war. Während dieser nach der Kriegsgefangenschaft nach Hause zurückkehrte, ruhen Herberts Gebeine an unbekanntem Ort in Italien.
Dr. Klaus Eichenlaub