Franz Deutsch (1917-1942)

Franz Deutsch war das zweite von sieben Kindern des Postfacharbeiters August Deutsch und dessen Ehefrau Margaretha geb. Scherrer. Am 27. Januar 1917 kam er in der Offenbacher Straße in Herxheim zur Welt. 1920 zog die Familie mit den drei bis dahin geborenen Kindern in den ersten Neubau der damals entstehenden Peter-Betz-Straße. Franz besuchte die Volksschule Herxheim. Früh erwarb er den Führerschein und verdiente als Kraftwagenfahrer seinen Unterhalt.

Franz Deutsch (hintere Reihe, 3. von Links) im Kreise seiner Familie.

Im Sommer 1937 wurde er gemustert und wurde wie fast alle junge Männer Deutschlands zum Arbeitsdienst verpflichtet. Ein Jahr später, im November 1938 folgte der Wehrdienst in der 1. Kompanie Panzerabwehrabteilung in Landau und nachfolgend in Mannheim. Als dann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen seinen Lauf nahm, finden wir Franz Deutsch laut Eintragung im Wehrbuch im Operationsgebiet der Westfront (sogenannter Sitzkrieg am Westwall). Das Wehrbuch dokumentiert minutiös seinen Einsatz im Frankreich-Feldzug ab 10. Mai 1940: „Vormarsch durch Luxemburg, Belgien und Frankreich – Abwehrkämpfe an der Somme – Durchbruch durch die Weygand-Linie bei Péronne – Durchbruch in die Pariser Schutzstellung – Übergang über die Marne – Einnahme von Orleans …“ lesen wir u.a. darin. Anschließend verbleibt Franz Deutsch zur Sicherung der „Demarkationslinie“ (besetztes und unbesetztes Frankreich) für kurze Zeit in Frankreich, um dann ab 30. September 1940 bis März 1941 im „Heimatkriegsgebiet“ eingesetzt zu werden.

Am 21. März 1941 – mittlerweile zum Gefreiten und bald darauf zum Obergefreiten befördert – erfolgte für ihn der Abmarschbefehl nach Afrika. Er ist beteiligt an der Wiedereroberung der Cyrenaika durch das Deutsche Afrika-Korps unter Feldmarschall Erwin Rommel und ist bei der Belagerung von Tobruk und anschließend bei den Abwehrkämpfen an der lybisch-ägyptischen Grenze zu finden. Franz Deutsch war ein fleißiger Briefeschreiber. Im Schnitt schrieb er zwei Briefe pro Woche. In der Feldpost lässt er den Leser an den Geschehnissen an der Wüstenfront und an den eigenen körperlichen Strapazen teilnehmen:
„Die Nerven halten das nicht aus. Den ganzen Tag hört man Fliegergebrummel und Geschützeinschläge. Deckung hat man keine, es ist alles ganz flach … Allein schon das Klima; bei Tag die Hitze, dass einem die Zunge am Gaumen klebt und in der Nacht die Kälte, dass man sechs Mäntel überziehen möchte. … In einigen Stunden werden wir zum Generalangriff übergehen. Mein Schutzengel wird mich nicht verlassen; und ich vergesse ihn auch nicht im Gebet.“

Letzter Feldpostbrief vom 8.5.1942 von Franz Deutsch an seine Familie, Teil 1. Neun Tage später fiel er.


Schon im Juli des gleichen Jahres wird bei ihm Gelbsucht attestiert. Er wird ins Lazarett eingeliefert. Endgültige Heilung von der Gelbsucht erfährt er im Lazarett in Augsburg, um danach von Dezember 1941 bis Februar 1942 als Besatzungssoldat in Frankreich Dienst zu tun. Mittlerweile waren deutsche Truppen beim Unternehmen Barbarossa bis vor die Tore Leningrads und Moskaus vorgedrungen, der weitere Vorstoß aber durch den unerwarteten Widerstand der russischen Streitkräfte einerseits, vor allem aber durch den frühen und harten Winter zum Stocken geraten. Wegen der weiten Wege und des mangelnden Nachschubs wegen sah es für die deutschen Truppen an der Südfront am wenigsten gut aus (Stalingrad). Dorthin rief es den mittlerweile zum Unteroffizier beförderte Franz Deutsch. Über Krakau ging es in 19-tägiger Fahrt durch Polen und die Ukraine. Seine Einheit lag bei der Halbinsel Krim am Schwarzen Meer. Auch von hier gingen jede Woche ein oder zwei Brief nach Hause, so dass wir auch für diese Zeit über Kriegsgeschehen und Nöte und Sorgen von Franz Deutsch und seiner Truppe sehr gut informiert sind.  So schreibt er schon kurz nach einem seiner ersten Einsätze: „Fragt nicht, wie es mir geht, es ist unbeschreiblich. Betet aber zu unserem Herrgott, dass ich wenigstens noch einmal zu euch zurückkehren darf. In Kriegsstärke zogen wir an die Front und lediglich sechs Mann kamen zurück. Lediglich ich und noch einer von meiner Geschützbedienung blieb übrig. Das ist wirklich die Hölle. Verlaust und verdreckt – lieber doch fünf Mal nach Afrika als hier auf der Krim. (…) Wenn ich nicht mehr nach Hause komme, seid euch einig. Die Lage jedes einzelnen von uns ist nicht rosig. Denn an Menschenmaterial ist uns der Russe haushoch überlegen.“

Letzter Feldpostbrief vom 8.5.1942 von Franz Deutsch an seine Familie, Teil 2.

Fast alle seine Briefe endeten mit: „Auf Wiedersehen in der lieben Heimat“. Dieser Wunsch ging für Karl und August Deutsch, seine Brüder, in Erfüllung, nicht jedoch für Franz Deutsch wie für tausende anderer junger Männer an der Kriegsfront. Am 17. Mai 1942 fiel Franz Deutsch in der Schlacht bei Kertsch auf der Halbinsel Krim „in soldatischer Pflichterfüllung, getreu seinem Fahneneide für das Vaterland“ ,wie wir aus dem Schreiben des Kompanieführers an die Hinterbliebenen, die Eltern und Geschwister lesen können. Der letzte Brief des Vaters an seinen Sohn Franz trug das Datum jenes 17. Mai. Der Brief kam wieder zurück. Neben seinen Eltern und Geschwistern weinte um ihn auch seine Verlobte aus Ötzingen im Westerwald. Der Sportverein Viktoria verlor mit Franz Deutsch einen zuverlässigen und beispielhaften Sportler, der dem Herxheimer  Verein als Torwart dreimal zur Fußball-Meisterschaft verholfen hatte, wie wir aus einem Beileidsbrief des Vereinsvorsitzenden erfahren. Sein Grab fand er auf der Krim, dort wo der Sonnenstrand zum Baden im Meer lockt. Seine sterblichen Überreste konnten später nicht geborgen werden. Lediglich im Gedenkbuch des Sammelfriedhofes Sewastopol und in der Kriegergedächtniskapelle Herxheim findet sich sein Name.

Todesanzeige von Franz Deutsch

Seine Nichte, Tochter seiner Schwester Maria, hat die Briefe und die Fotos über die Jahrzehnte gehütet und für die Biografie zur Verfügung gestellt.

(Dr. Klaus Eichenlaub)