Ein Projekt der Koblenzer Kulturwissenschaft
und des Innenministeriums Rheinland-Pfalz

Alte Schule in Römerberg-Berghausen

Lost Places in Römerberg

Der Lehrer hatte drei Klassen [zeitgleich] zu unterrichten und das war ein Kunststück. Meistens hat er eine Klasse unterrichtet, die anderen zwei Klassen waren still beschäftigt und das hat sich so abgewechselt.*

In der Berghäuser Straße im Römerberger Ortsteil Berghausen befand sich einst das Schulhaus, das anfangs, sprich Mitte des 19. Jahrhunderts, auch noch als Rat- und Gemeindehaus diente. Sie lag links neben der Pfarrkirche Sankt Pankratius und gegenüber des Zehnthauses. Im Jahre 1901 wurde ein zweites Schulgebäude – die sogenannte „neue“ Schule – an der Ecke Schulstraße/Berghäuser Straße zusätzlich erbaut. Dies hatte zur Folge, dass man das zuvor errichtete Gebäude nun als die alte Schule bezeichnete. In den 1970er Jahren erfolgte deren Abriss. Seitdem befindet sich dort der Festplatz der Gemeinde. Die “neue” Schule dient heute als Wohnhaus.

*Laut Zeitzeuge Wilhelm Kögel, Schüler von 1952-1960.

Historische Fotografie aus dem Klassenraum in der Alten Schule, Screenshot aus dem “Heimatfilm Heiligenstein” von 1956.

Die alte Schule im 19. Jahrhundert

Bei der alten Schule handelte es sich um einen zweigeschossigen, parallel zur Straße ausgerichteten Bau im klassizistischen Stil. Bedeckt war das Gebäude mit einem Krüppelwalmdach. In der Mitte befand sich auf der Straßenseite der Eingang, der in Form eines Dreiecksgiebels besonders betont war. Im Giebelfeld stand „Schule“ geschrieben. Eine Beschreibung laut Grundsteuerkataster von 1839 lautet: „Gemeinde- und Rathaus (Bürgermeisteramt) und Schulhaus mit Scheuer, Stall und Nebengebäuden“. Ein Schulhof schloss sich auf der Gebäude-Rückseite an. Im Jahre 1821 wurde die Schule nach dreijähriger Planung erbaut. Es handelte sich bei dem

Gebäude um einen vergrößerten Ersatz für ein altes Schul- und Gemeindehaus, das zuvor an der gleichen Stelle – wahrscheinlich schon seit mindestens 1771 – stand und für diesen Neubau abgerissen wurde. Es umfasste auf 2 Geschossen Schulräume, Bürgermeisteramt und Lehrerdienstwohnung. Außer Bürgermeisteramt und Wohnung dürften nur 2 Schulräume als solche genutzt worden sein. Nach Erwerb des Lichtenbergerschen Anwesens (heutiges Bürgermeisteramt) gegenüber dieser Schule wurde das Bürgermeisteramt und 1892 die Lehrerdienstwohnung dorthin verlegt. Dadurch entstand mehr Platz für den inzwischen gestiegenen Bedarf an Schulraum.

Wie wurden Kinder in der alten Schule unterrichtet?

Kinder beim Sportunterricht auf dem Schulhof des alten Schulhauses in Römerberg-Berghausen, 1950er Jahre.

Die Entwicklung der Bevölkerungszahlen machte 1901 den Bau eines zusätzlichen neuen Schulhauses an der Ecke Schulstraße/Berghäuser Straße notwendig (Mädchenschulhaus). Das alte Schulhaus neben der Kirche beherbergte bis 1951 auch einen Kindergarten, der dann in einen Kindergartenneubau neben dem Schwesternhaus neben der „Kleinen Hohl“ umzog. Von 1951 bis 1969 waren im „Alten Schulhaus“ vier Schulsäle vorhanden, in denen sechs Schuljahrgänge unterrichtet wurden. In den beiden Schulsälen im Obergeschoß wurden Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet, und zwar jeweils die 6., 7. und 8. Klasse

vor dem Schulabschluss der Volksschule. Die Kinder der 1., 2. und 3. Klasse waren auf die Schulsäle im Erdgeschoß verteilt. Die der 4. und 5. Klassen gingen ins „Neue Schulhaus“ in der Schulstraße. Eine Turnhalle gab es nicht. Stattdessen war Gymnastik im Schulhof angesagt, die mit Ballspielen ergänzt wurde. Die acht Klassen (Volksschule) beider Schulhäuser zogen dann 1969 in ein neues Schulgebäude mit Turnhalle in der Gutenbergstraße um. Von da an stand das alte Schulhaus leer und wurde Anfang der 1970er Jahre abgerissen.

Bedeutung für den Ort

Rückblickend darf festgestellt werden, dass in diesem „alten“ Schulhaus die Kinder von fast 150 Schuljahrgängen Lesen, Schreiben, Rechnen und andere kulturelle Techniken lernten und auf das spätere Leben vorbereitet wurden. Die letzten Schüler, die hier unterrichtet wurden, sind mittlerweile im Rentenalter.

(Wilhelm Kögel und Hartwig Humbert, Verein für Heimat- und Brauchtumsverein in Römerberg e. V., 2024)