Ein Projekt der Koblenzer Kulturwissenschaft
und des Innenministeriums Rheinland-Pfalz

Richard Detzel (1910-1943)

Richard Eichenlaub, Jahrgang 1934 erinnert sich noch genau an die Worte, die ihm sein Onkel Richard Detzel sagte, als dieser nach einem Heimaturlaub wieder an die Front zurückkehren musste und er ihn zum Bahnhof begleitete. Der Onkel blieb auf der Plattform des letzten Waggons stehen und winkte seinem Neffen, bis der Zug im Insgrundtal in Richtung Offenbach entschwand und die Blicke trennte.

Richard Detzels Elternhaus in der Oberen Hauptstraße 74 in Herxheim. (oben rechts);

Richard Detzel kam am 13. November 1910 in der Oberen Hauptstraße 74 als Sohn von Michael Detzel und Helena geb. Schumacher auf die Welt. Er war das dritte von sechs Kindern der Familie und der einzige Sohn. Er wuchs zu einer stattlichen Erscheinung heran und wurde ein kräftiger junger Mann. Insgesamt hatten die Eheleute 16 Kinder, von denen 10 im Kindesalter starben. So hatte Richard mit Rosa, Maria und Franziska drei ältere und mit Thekla und Katharina zwei jüngere Schwestern.

Richard Detzel (beim Pferd) mit dem Vater und vier seiner fünf Schwestern.

Nach der Volksschulzeit wurde Richard Bauer wie sein Vater. Als seine Mutter 1937 und sein Vater 1938 starben, da drängten seine Schwestern bei der Erbteilung auf Verkauf des Elternhauses und des Grundbesitzes. Richard verdingte sich deshalb als Landwirt im St. Paulusstift, das zu diesem Zeitpunkt die größte Landwirtschaft im Dorf hatte und völlig autark, lediglich von den Früchten der eigenen Felder und des Gartens sowie von der Erträgnissen aus der Tierhaltung leben konnte. Die St. Paulusschwestern, nannten ihn einen sehr fleißigen Mann. Dort wohnte und arbeitete er, bis er am 13. März 1940 als Soldat zum Infanterieersatzbataillon 129 einrücken musste. Nach der mündlichen Überlieferung seiner Familie kam er nach der Grundausbildung zuerst in Dänemark zum Einsatz, bis er ab Juni 1941 am Russlandfeldzug teilnehmen musste. Sein 1934 geborener Neffe Richard Eichenlaub, von dem anfangs die Rede war, nennt ihn seinen Lieblingsonkel. Er erinnert sich, dass ihn der Onkel liebevoll auf den Arm nahm und dass er ihm zu Ostern einen großen Hasen aus Schokolade schenkte.

Die Nachricht von der Kompanie mit der Vermisstenmeldung ist vom 27. September 1943 datiert und lässt Richards Schwester wissen, dass ihr Bruder seit 14. August 1943 bei den Absatzbewegungen in Russland vermisst wird und bringt die Hoffnung zum Ausdruck, dass er sich vielleicht in einem Lazarett befinde. Aber Richard blieb vermisst.

Nach einem Gutachten des DRK- Suchdienstes ist er mit Wahrscheinlichkeit bei den Kämpfen im Raum Charkow (in der heutigen Ukraine) in sowjetische Gewahrsam geraten und in der Gefangenschaft verstorben. Richard Detzel ruht in fremder Erde im Osten. Seine Grabstätte ist nicht bekannt. Sein Name ist im Gedenkbuch Solobugowka eingetragen und in Herxheim auf den Tafeln in der Gedächtnisstätte auf dem Unteren Kirchberg in Bronze gegossen. Er lebt in der Erinnerung seiner Neffen Hubert, Richard und Michael Eichenlaub

(Dr. Klaus Eichenlaub)