Adolf Beiner (1920-1942)

Adolf Beiner kam als sechstes von acht Kindern des Ehepaares Michael Beiner und Anna geborene Rieder am 30. April 1920 in Herxheim zur Welt. Sein Elternhaus war im Scharfeneck 16. Er besuchte wie alle seine Geschwister die Volksschule. Sein Bruder Ludwig hat in seinen Erinnerungen festgehalten: „Mein Bruder Adolf trat nach der Schulzeit in Kandel ebenfalls eine Malerei-Lehrstelle an, musste diese aber wegen unüberbrückbarer Schwierigkeiten mit dem Lehrherrn alsbald aufgeben. Er trat sofort bei Bruder Eduard in die Lehre ein und vollendete diese mit Erfolg.“ Adolf hatte es in der Kunst der Zeichnung zu großen Fertigkeiten gebracht. Seinen Zeichenblock hatte Adolf später im Tornister an der Front dabei, wie dies einige Zeichnungen aus dieser Zeit belegen.

Zeichnung von Adolf Breier mit dem Titel “Fliegerpech”, o.J.

Im Sommer 1940 rief man ihn zu den Soldaten. Seine erste Einheit war das Infanterie Ersatzbataillon 104 Darmstadt. In einem seiner Briefe schreibt er vom Einsatz bzw. Aufenthalt in Frankreich, Kärnten und Finnland (Samland). Zu Beginn des Russland-Feldzuges kam er an die Ostfront. Adolf Beiner war ein fleißiger Briefschreiber. Über den Weg seiner Einheit an die russische Front schreibt er ausführlich:

Gruppenfoto der Familie Beiner aus Herxheim vor dem Krieg. Adolf ist die dritte Person von rechts.

Es war am Freitag, den 17. Juni, das Wetter war herrlich. Doch dafür hatten wir keinen Sinn, denn alles glich einem Taubenschlag, ein Hin und Her, einpacken und reinigen überall. Die Trillerpfeife des Unteroffiziers vom Dienst stand nicht still und als der Abend heraufkam, war alles soweit. Kurz vor 23 Uhr ging es dann mit Sack und Pack ab und nach einem kurzen Marsch von 22 km erreichten wir den Bahnhof von Milowitz (Stadt im heutigen Tschechien, Truppenübungsplatz aus österr.-ungarischer Zeit), wo wir verladen wurden. Der Tag begann und die Sonne kam schon langsam wieder und umrahmt die Türme und Bauten, sodass man nach und nach alles allmählich erkennen konnte. Um 8 Uhr setzte sich der Zug in Gang. Noch ein letzter Blick zur Stadt und in die Gegend, in der wir für kurze Zeit unsere Heimat hatten. So ging es nun los durch manches schöne Stückchen Heimat in Richtung Osten und man lernte sie dabei so recht lieben und schätzen. Städte und Strecke kann ich euch noch nicht nennen, da es verboten ist, werde es aber später mal tun. Lagen zu 24 Mann in einem Waggon und an Stimmung fehlte es nicht. Hatten manche schöne Stimmen darunter und so formte sich bald ein Chor zusammen und manches schöne Heimatslied kam zur Geltung. Doch bald war die Grenze überschritten und somit schwand die Lust für Schlager zu singen. Man fand vielmehr Verständnis für schöne tiefsinnige Heimatlieder. Es ist auch was feierlich, wenn so Abend wird und die Türen sind zu, da es ja nichts mehr zu sehen gibt, da die Nacht alles verdeckt. Jeder liegt auf seinem Lager, dass er sich zurecht gemacht hat. Man sitzt und raucht, denkt zurück an die Heimat und an die Zukunft und da fängt dann einer an „Im schönsten Wiesengrunde“ zu singen, ein jeder singt mit so richtig feierlich und andächtig. Ich kann nur sagen, das ist ein Erlebnis. Auf einem Stahlhelm brennt eine Kerze. (…) langsam wird man müde. Nochmals formt sich ein Lied „Guten Abend, gute Nacht“ und dann wird es still. Jeder träumt noch eine Zeit lang vor sich hin, bis jeden der Schlaf erfasst hat. So vergeht Tag für Tag. Bei Tag wird’s nun öder, denn Russlands Gegend gibts nicht viel zu sehen und wenn man tagelang diese weite, ungeheure Weite sieht, so sehnt man sich zurück in unserer Heimat, denn diese Armut hier nimmt einem den restlichen Sinn für dieses Land.“

Zeichnung (oben) einer Unterkunft, in der Adolf Beiner kurzzeitig lebte und Brief aus dem Feld.

Auch über den Vorgang seiner ersten Verwundung werden wir im Detail informiert. Im Brief mit dem Datum vom 25. August 1941 berichtet er: „Am 22. August waren wir gut vorgekommen, hatten bereits 40 km zurückgelegt. Waren Panzer sowie sonstigen Waffen unterstellt und das ganze ging alles immer vorwärts. Außer, dass hier und da einige Minen hochgingen oder ungefähr 2 km vor uns Brücken oder sonstige Sachen hochgingen. Da wurden wir plötzlich von Fliegern angegriffen und dabei bekam ich einen Splitter in den linken Oberarm. Ist nicht so schlimm. Wurde gleich mit einem Auto zurückgebracht nach Kopasten, das ungefähr 60 km zurücklag. Hier bekam ich dann den Splitter raus gemacht. Schicke diesen euch zurück, da er bestimmt bei mir zu schnell verloren geht und ich ihn aber gerne aufheben will. Schmerzen sind nicht allzu groß und wenn man andere Kameraden als sieht, so ist man mit seinen eigenen gerne zufrieden.“ 

Adolf kam ins Lazarett nach Lublin/Polen und kehrte nach Genesung wieder an die Front zurück. Mehr als bei anderen Kriegsteilnehmern werden wir nicht nur über die klimatischen Verhältnisse in den Weiten Russlands informiert, sondern auch über die Frontgeschehnisse, gleichwohl ja diesbezüglich Berichtsverbot bestand und es eine Zensur gab.

Wir erfahren aus den Briefen, dass Adolf keine Gelegenheit zum Besuch des Feldgottesdienstes und der Teilnahme an der Kommunion ausließ. Adolf Beiner bekennt sich in seinen Briefen als gläubiger Christ, so wenn er schreibt: „So gehe ich mit leichten Herzen wieder hinein in den Kampf. Gott ist bei uns und wird uns leiten und führen. Wollen wir bitten, dass er uns wieder gesund aus diesem Krieg heraus führt. Doch wollen wir nicht verzagen, wenn er es anders bestimmt. Wie er es macht, so ist es recht und gut. Er tut alles nur um unser Seelenheil. Ich will auch Gott bitten in meinen Gebeten, dass er jeden Schmerz und Sorge von euch wenden möge. Viel habt ihr schon ertragen müssen. Aber das ist Gottes Wille. Den einen prüft er so, den anderen durch Leid und Schmerz und den andern so“.
 Auch über den Vorgang der zweiten Verwundung vom 10. Juli 1942 sind wir aus einem seiner Briefe informiert: „Am 10. Juli bin ich verwundet worden durch Gewehrsschuss bei einem Spähtrupp. Hatte aber dabei viel Glück. Der Schuss ging an der linken unteren Seite des Gesäßes hinein und an der inneren Seite des Beckens heraus, neben der Hauptschlagader. Knochen oder sonstige wichtige Teile sind nicht verletzt und ist, wie man sagt, ein glatter Durchschuss. Wird in 8-14 Tagen wieder gut sein. (…) Ich will auch zufrieden sein, leicht hätte es schief gehen können und wenn Gott will, ist alles bald vorbei und dann gibt es wenigstens ein richtiges Wiedersehen.“

Adolf durfte in Folge seiner Verwundung für einige Tag nach Hause. Es blieb, wie wir später sehen, bei diesem einen Heimaturlaub. Adolf Beiner wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und kehrte im Oktober wieder zur Truppe zurück, die an der Wolga in Stellung lag und fand diese in einem desaströsen personellen Zustand.

Die letzte erhaltene Feldpost trägt das Datum vom 12. Dezember 1942. Darin schreibt Adolf Beiner: „Einmal werden wir wieder Wiedersehen feiern und Friede wird es auch mal wieder.“
 Dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung. Ab 1943 kam keine Post mehr bei den Eltern an. Die Nachricht des Wehrkreiskommandos-Arbeitsstab Stalingrad kam mehr als ein Jahr später bei Familie Beiner an: „Sehr geehrter Herr Beiner! Der Abschluss der Ermittlungen über das Schicksal ihres Sohnes des Gefreiten Adolf Beiner, der zuletzt im Kampfraum Stalingrad eingesetzt war, hat keine restlose Klarheit erbracht. Ihr Sohn wurde am 4.1.1943 zuletzt lebend gesehen. Ihr Sohn ist somit seit 4.1.1943 als vermisst anzusehen“.

Adolf Beiner mit seiner Braut Erika vor dem Krieg.

Zwei weitere Brüder von Adolf Beiner kehrten nicht mehr aus dem Krieg zurück. Bruder Eduard fiel im Dezember 1942 und Bruder August 1942 bei Stalingrad. Die Kämpfe um Stalingrad brachten somit zwei Söhnen der Familie Beiner den Tod im Felde. Familie Beiner hat es mit drei gefallenen Söhnen besonders schwer getroffen. Lediglich ihr Sohn Ludwig Beiner, der bei der Marine im Einsatz war, kehrte unversehrt zurück und gab durch sein Wirken im Amt und im Ehrenamt ein Beispiel dafür, welche Kompetenzen die gefallenen Brüder mit ins Grab genommen haben.

(Dr. Klaus Eichenlaub)