Lost Places in Römerberg
Wann zum ersten Mal in den Feuchtgebieten unterhalb der Mechtersheimer Hochgestade Torf abgebaut wurde, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Dass hier aber Torf abgebaut wurde, lässt sich durch alte Fotografien belegen. Auch gibt es Markierungen der Abbaufelder in den Karten dieser Zeit.

In Jahrtausenden entstanden – als Brennmaterial verfeuert
In Moorböden entsteht der Torf unter Luftabschluss in einem Zeitraum von tausenden von Jahren durch eine unvollständige Zersetzung von Pflanzenmaterial. Die Bedingungen dazu finden sich in nassen Bodenflächen mit undurchlässigem Untergrund.
Was wir heute vorwiegend als Blumenerde aus dem Gartencenter kennen, hat unseren Vorfahren über Jahrhunderte als Brennmaterial
gedient. Bereits in der Bronzezeit vor über 4000 Jahren hat sich der Mensch dieses Material zu Nutze gemacht. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in der es durch die Industrialisierung regional zu einer Verknappung von Holz kam, wurde Torf als günstiger Brennstoff genutzt. Bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg pachteten Menschen Torffelder, um im Winter ihr Zuhause heizen zu können. Tatsächlich hat Schwarztorf einen höheren Brennwert als Holz.


Die Bezeichnung Torf wurde im 16. Jahrhundert aus dem Nieder- ins Hochdeutsche übernommen und geht auf das altniederdeutsche turf zurück
Quelle: Wikipedia / Torf

Torfabbau und Folgen für das Klima
Bevor der Torf abgebaut werden kann, muss das Moor entwässert werden. In den Schwarzwiesen ist durch den Ried- und Breitlachgraben und durch den „Müllgraben“ nahe der Mechtersheimer Mühle der Wasserabfluss zum Rhein gewährleistet. Die Abbaufläche wurde in lange, schmale Streifen eingeteilt. Die vorhandene Vegetation und der oberflächliche Mutterboden, die sog. Bunkerde von ca. 30 cm Dicke, ist abzutragen, bevor die Ziegel aus der Torfschicht heraus gestochen werden können. Als Werkzeug
diente dabei der Bunkspaten. Häufig füllten sich die Gruben wieder mit Wasser, das abgeschöpft werden musste. Als „Wasen“ wird der Torf nach dem Stechen zum Trocknen durch Sonne und Wind ausgelegt, aufgeschichtet und mehrmals umgesetzt. Heute erfolgt diese mühevolle Arbeit allerdings maschinell. Da der Abbau von Torf der Natur schadet, möchte man heute die vorhandenen Biotope erhalten. Moorböden sind wichtige Kohlenstoffspeicher, sie enthalten etwa die fünffache höhere Menge als Waldboden.
Wenn Torf durch den Abbau der feuchten Moore an die Oberfläche gelangt oder gar noch als Brennstoff verwendet wird, gelangt CO2 in die Atmosphäre und verstärkt damit die Treibhausgasproblematik. Würde man in Deutschland auf torfhaltige Blumenerde verzichten, könnte man alleine in Deutschland jährlich 400.000 Tonnen CO2 einsparen.
(Hartwig Humbert, Heimat- und Brauchtumsverein in Römerberg, 2024)
